Moderationstechniken

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Inhaltsverzeichnis

Aufgaben eines Moderators

  1. Besprechung eröffnen
  2. Einhaltung der Agenda überwachen
  3. Wortmeldungen aufnehmen, Betragsreihenfolge und Redezeiten festlegen
  4. Auf Sachlichkeit der Beiträge achten und in Konflikten vermitteln
  5. Ergebnissicherung (Protokollierung)

Konkrete Methodik

Es gibt drei Phasen einer Moderation:

  1. Vorbereitung
  2. Durchführung
  3. Nachbereitung

Vorbereitung

Zunächst solltest du dir in deiner Rolle als Moderator überlegen, ob die geplante Veranstaltung überhaupt notwendig ist.

Anschließend solltest du ein oder mehrere Ziele schriftlich definieren. Dieser Schritt ist wichtig. Danach gilt es zu klären, wer an der Veranstaltung teilnehmen soll und wo sie stattfindet. Beachte, dass die Gruppe nicht zu groß und nicht zu klein sein sollte. Alle wichtigen Entscheidungsträger und Experten müssen anwesend sein. Bei zu vielen Gruppenmitgliedern zieht sich die Veranstaltung sehr in die Länge. Eine Gruppe sollte aus ungefähr fünf bis zwölf Personen bestehen. Anschließend solltest du die Teilnehmer der Veranstaltung analysieren.

  • Woher kommen die einzelnen Personen? Welchen Hintergrund haben sie?
  • Welche Interessen vertreten die einzelnen Teilnehmer?
  • Gibt es eine bestimmte Rangfolge unter den Gästen?

Sind die beteiligten Personen festgelegt, so solltest du als nächstes die Tagesordnungspunkte (TOPs) zu klären.

  • Welche TOPs existieren?
  • In welcher Reihenfolge sollen die TOPs abgearbeitet werden?
  • Wieviel Zeit ist für jeden einzelnen TOP vorgesehen?

Du solltest die Tagesordnung immer von allen Anwesenden absegnen lassen. So erreichst du, dass sich jeder einzelne mehr für die gemeinsame Abarbeitung der TOPs verantwortlich fühlt. Stelle anschließend die benötigten Medien, wie zum Beispiel Flip-Chats oder Karteikarten, bereit.

Nimm dir zum Schluss noch ein oder zwei Minuten Zeit, um dich in einen positiven mentalen Zustand zu versetzen. Stell dir vor, wie es sein wird, wenn du die Veranstaltung erfolgreich hinter dich gebracht hast – ein tolles Gefühl! Entspanne dich und lockere dich.

Durchführung

Deine Aufgabe als Moderator ist es, die Veranstaltung zu eröffnen. Begrüße die Teilnehmer und stelle dann kurz das Thema und die Ziele vor.

Erkläre, wer die einzelnen Veranstaltungsteilnehmer sind und warum sie anwesend sind. Das hilft die Unsicherheit in der Gruppe zu beseitigen und fördert eine konstruktive Arbeitsatmosphäre. Wenn einige Teilnehmer zu Beginn der Diskussion gedanklich noch mit anderen Themen beschäftigt sind, solltest du versuchen, diese mit einigen Sätzen auszublenden: "Herr Kremers, Herr Rimbach, ich weiß, dass es im Migrationsprojekt zur Zeit einige Probleme gibt und Sie heute Nachmittag einen Termin mit den Leuten von IBM diesbezüglich haben. Im Moment benötige ich aber Ihre volle Aufmerksamkeit und Ihren vollen Beitrag. Ich schlage Ihnen vor, direkt im Anschluss an dieses Meeting die Einzelheiten und die weitere Vorgehensweise bezüglich der Probleme zu besprechen. Dann können wir uns für diesen Moment voll auf das heutige Thema konzentrieren und die Unstimmigkeiten später klären. Sind Sie einverstanden?"

Anschließend solltest du noch kurz den kommunikativen und methodischen Rahmen abstecken. Erkläre dazu, warum du gebeten wurdest, die Sitzung zu moderieren. Sage, wie du zu moderieren gedenkst. Frage gegebenenfalls auch, welche Erwartungen die Teilnehmer an dich haben, und ob sie bereit sind, dich als Moderator zu akzeptieren.

"Ich wurde gebeten, diese Sitzung in Abwesenheit des Teamleiters heute zu moderieren. Ich werde mich sachlich zurückhalten und als neutraler Moderator auftreten. Wenn Sie damit einverstanden sind, werde ich mich darauf beschränken, die Einhaltung der Tagesordnung zu überwachen, Redebeiträge aufzunehmen und Redezeiten zuzuweisen. Ich werde die Besprechung unterbrechen, wenn sich jemand unsachlich oder unfair verhält oder wir uns verzetteln. Sind Sie damit einverstanden?"

Dann solltest du erklären, welche Medien und Moderationstechniken du für die einzelnen TOPs einsetzen möchtest.

Manchmal macht es Sinn, offizielle Kommunikationsregeln aufzustellen. Dieser Schritt kann aber auch entfallen. Sind die Regeln, Rollen und Ziele klar, solltest du mit dem Abarbeiten der Tagesordnung beginnen. Bleibe dabei stets auf das Ziel fokussiert.

Aktiv oder passiv moderieren?

Du kannst passiv oder aktiv moderieren.

Bei einer passiven Moderation nimmst du lediglich Wortmeldungen auf und bestimmst die Reihenfolge der Beiträge. Du verbindest die Beiträge, indem du das jeweils Gesagte zusammenfasst und in den Kontext einordnest.

Ist die Gruppe wenig kreativ oder dreht sich die Diskussion im Kreis, solltest du eine aktive Moderatorenrolle übernehmen. Dabei bittest du auch zurückhaltende Teilnehmer um ihre Meinung, stellst Gemeinsamkeiten bisher artikulierter Standpunkte heraus und versuchst, Meinungsverschiedenheiten durch das Erfragen von Interessen, Motivationen und Zusammenhängen zu klären.

Beispielphrasen für aktive Moderation: "Herr Kremers und Herr Moritz sind sich nach meinem Verständnis in den Punkten zur Redundanz und Sicherung einig. Wichtig ist jetzt, dass ..." "Was wir bisher erreicht haben, ist..." "Herr Kremers, mir ist noch unklar, wie Sie sich das im Detail vorstellen. Können Sie das zu unser aller Verständnis vielleicht noch einmal an einem Beispiel erläutern?" "Was verstehen Sie darunter?" "Wozu dient das?" "Warum präferieren Sie diese Lösung?" "Was müsste getan werden, damit Sie mit den Vorschlägen von Herrn Kremers konform gehen?" "Bisher haben wir folgende Punkte geklärt: ... Nun bleibt noch offen..."

Für gleichmäßige Redebeiträge sorgen

Deine Aufgabe als Moderator ist es, für ein Gleichgewicht der Redebeiträge zu sorgen. Du solltest also dominante Redner zügeln und zurückhaltende Teilnehmer zu Beiträgen ermuntern. Oft kannst du das schaffen, indem du den ruhigeren Teilnehmern einen gewissen Expertenstatus zuweist.

"Herr Kremers, Sie sind doch Experte im Bereich Datawarehouses. Was sagen Sie denn dazu?" "Vielen Dank, Herr Rimbach, für Ihre ausführlichen Darlegungen. Wenn ich Sie richtig verstanden habe und das kurz zusammenfassen darf, geht es vor allem um die Datenbankenkonsolidierung. Um heute zu einer verbindlichen Entscheidung zu kommen, haben wir auch die Vertreter von der Tochterfirma eingeladen. - Herr Kremers, wie sieht der Sachverhalt denn aus Ihrer Sicht aus?"

Moderationstechniken und Kreativitätstechniken initiieren

Bei stockenden Beiträgen solltest du eine Kategorie:Kreativitätstechniken wie zum Beispiel Brainstorming oder Mind-Mapping initiieren. Davor solltest du aber in jeden Fall das Einverständnis der Teilnehmereinholen.

Umgang mit Störungen

Es gibt kein Patentrezept für den Umgang mit Störungen. Gehst du auf sie ein, dann hilfst du, dass die Veranstaltung nicht durch Privatdiskussionen aus dem Ruder läuft. Gehst du nicht auf sie ein, dann zieht sich die Veranstaltung nicht in die Länge und die Veranstaltung bleibt beim Thema.

Zusammenfassen und Erfolge sichtbar machen

Hast du alle Tagesordnungspunkte erfolgreich abgearbeitet, gilt es die Ergebnisse zusammenzufassen und den Erfolg als solchen herauszustellen. Lasse dazu allen Teilnehmern eine Zusammenfassung der Ergebnisse schriftlich zukommen.

Nachbereitung

Nach der Veranstaltung solltest sie nachbereiten. Dieser Schritt ist wichtig, wird aber häufig vergessen. Auf jeden Fall solltest du diesbezüglich die Maßnahmenumsetzung überwachen. Weiterhin solltest du deine Methodenkompetenz kritisch reflektieren. Fülle dazu den Fragebogen aus:

  • Was ist gut gelaufen?
  • Was ist weniger gut gelaufen und was können du und die Gruppe beim nächsten Mal besser machen?
  • Waren die eingesetzten Techniken effektiv und effizient?
  • An welchen Stellen sind du und die Gruppe im Meeting hängen geblieben?
  • Waren die Redebeiträge ausgewogen? Falls nein, warum nicht?
  • Wurden die Kommunikationsregeln eingehalten? Falls nein, warum nicht?
  • Was ist weniger gut gelaufen und was kannst du beim nächsten Mal besser machen?
  • Waren die Regeln sinnvoll und richtig?
  • War die Zielstellung sinnvoll und richtig formuliert?
  • Hast du Feedback von den Beteiligten bekommen? Solltest du noch Feedback einholen?

Moderations- und Fragetechniken

Ein optimaler Moderator sorgt durch den Einsatz passender Techniken dafür, dass die Ziele möglichst schnell und effizient erreicht werden. Je besser seine Methodenkompetenz ist, desto besser ist dies möglich.

Deine Fragetechniken sollten den Befragten niemals bevormunden. Die folgenden zwei Sätze sind zwei Negativbeispiele:

"Herr Rimbach, finden Sie nicht, dass wir dieses System dringend ablösen sollten?" "Herr Moritz, so, wie ich Sie kenne, kann ich mich darauf verlassen, dass Sie da meiner Meinung sind, oder?"

Außerdem solltest du darauf achten, dass sich der Befragte nicht ausgehorcht fühlt. Stelle also immer nur eine Frage auf einmal. Frage nicht "warum" oder "weshalb", sondern benutze stattdessen "was" oder "wie"-Fragen.

"Warum" und "weshalb" provozieren potentiell unfruchtbare Rechtfertigungen.

"Warum haben Sie das nicht so gemacht?" "Warum wird das nicht vorher geprüft?" "Was können wir machen?" "Wie könnten wir das verändern?" "Was müsste noch getan werden, um das Problem zu beseitigen?" "Was kann Herr Müller noch für Sie tun, um das Problem zukünftig zu verhindern?"

Führen einer Offene-Punkte-Liste

Ein guter Moderator muss aufpassen, dass eine Diskussion nicht vom eigentlichen Thema abschweift. Dazu ist es hilfreich, eine für alle sichtbare Liste mit allen Unklarheiten und Fragen zu führen, die zwischendurch aufgeworfen werden.

Zuruf-Abfrage

Bei dieser Fragetechnik stellst du eine Frage an die Teilnehmer als Ganzes und erbittest anschließend von jedem Teilnehmer eine kurze Wertung, ein Stichwort oder eine Idee. So schränkst du dominante Redner ein und ruhigere Teilnehmer sind gezwungen, sich auch einzubringen. Ein Nachteil ist, dass die Methode manchmal nicht ernst genommen wird und die Teilnehmer das Gefühl haben, "im Kindergarten zu sein". Außerdem ist keine Anonymität vorhanden, so dass manche vielleicht nicht ehrlich antworten.

Karten-Abfrage

Bei der Karten-Abfrage werden Meinungen, Ideen und Vorschläge schriftlich auf Karten geschrieben und anschließend ausgewertet. Die Karten werden danach auf einer Pinnwand befestigt und zu thematischen Clustern gruppiert. So erhältst du eine Menge Beiträge von allen Teilnehmern. Außerdem besteht eine gewisse Anonymität.

Perspektivenwechsel

In hitzigen und kontroversen Diskussionen ist es deine Aufgabe als Moderator Kompromisse zu fördern. Oft hilft es, einen Teilnehmer dazu aufzufordern, die Perspektive eines anderen einzunehmen. Dazu dient unter anderem die Denkhut- oder Denkstuhl-Methode.

Eine andere Möglichkeit ist, bestimmte Teilnehmer aufzufordern, die Plätze zu tauschen. Das löst ein unsicheres, ungewohntes Gefühl aus, das mitunter Kreativität fördern kann.

Außerdem kannst du zwei Teilnehmer solange die Argumentation des Gegenübers wiedergeben lassen, bis der Gegenüber vollständig einverstanden ist.

Konzentrische Kreise

Bei dieser Moderationstechnik werden Ideen oder Aspekte nach Prioritäten sortiert. Dazu werden drei ineinander verschachtelte Kreise gezeichnet. In diese Kreise werden dann nach Wichtigkeit geordnet Begriffe geschrieben oder Karteikarten gehängt. Dieses Prinzip lässt sich flexibel anpassen.

Mehrpunkt-Abfrage

Bei der Mehrpunkt-Abfrage werden zunächst alle Vorschläge zu einer Problemstellung aufgelistet. Anschließend darf jeder Teilnehmer eine begrenzte Anzahl von Klebepunkten hinter die Vorschläge platzieren, die er persönlich für am zielführendsten hält. Es ist auch möglich, den Klebepunkt in einem Koordinaten-System zu platzieren, um Meinungen zu erfragen.

Beispielsweise kann die Mehrpunkt-Abfrage helfen, die Qualität eines Seminars am Beginn der Pause zu evaluieren: Die X-Achse des Koordinatensystems steht für "Ergebnisfortschritt" und die Y-Achse steht für "Arbeitsatmosphäre". Jeder Teilnehmer platziert nun seinen Klebepunkt. So erhältst du schnell ein Meinungsbild, aber keine Ursachen für eventuell schlechte Bewertungen.

Zustimmungsabfrage

Um den Konsens einer Gruppe zu beliebigen Zwischenergebnissen zu überprüfen, dient die Zustimmungsabfrage. Hierbei soll jeder Teilnehmer seine Zustimmung zu einer Lösung oder seinen Glauben an eine Zielerreichung auf einer Skala von minimal eins bis maximal fünf darlegen. Das hilft mögliche Konflikte bereits früh zu minimieren. Beachte aber auch, dass sich nicht immer ein Konsens erreichen lässt. Nur in den seltensten Fällen antworten alle Teilnehmer mit "Fünf".

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